Haeslerbauten am Hugoweg sollen abgerissen werden

Haeslerbauten am Hugoweg sollen abgerissen werden

Celler Kurier, 25. August 2002
Von  
Carsten Maehnert

CELLE (cm). Vor kurzem fiel in der Städtischen Wohnungsbau GmbH (WBG) eine Grundsatzentscheidung darüber, was in der Siedlung Blumläger Feld mit dem letzten noch weitgehend original erhaltenen langen Zeilenblock am Hugoweg und der halben Zeile zur Burgstraße hin geschehen soll. Beide sollen abgerissen und durch 30 Eigenheime ersetzt werden.

Grundsätzlich war schon im vergangenen Jahr (28. Juni 2001) die Entscheidung im Aufsichtsrat gefallen, dass man das ursprünglich für den gesamten Komplex zwischen Rauterberg- und Hugoweg geplante und umstrittene Umbaukonzept nicht auf dem Hugoweg anwendet. Hier sollte also nicht "im Bestand saniert", so der Aufsichtsratsvorsitzende der WBG, Dr. Wulf Haack. Im Oktober hat der Aufsichtsrat dann die Geschäftsführung beauftragt, einen Investor zu finden, der die ursprünglichen Planungen am Hugoweg nach den Plänen des Architekten Ivan Kozjak doch übernehmen würde. Zudem sollte beim Stadtplanungsamt ergründet werden, welche anderen baulichen Maßnahmen planungsrechtlich zulässig wären.

Anfang des Jahres kam dann die Nachricht vom Landesamt für Denkmalpflege, dass die modernisierte und umgebaute Hauszeile am Rauterbergweg aus der Liste der Denkmale gestrichen sei. Zwei Monate später berichtete die WBG-Geschäftsführung dem Aufsichtsrat, dass ein Investor für die ursprünglichen Pläne nicht gefunden worden sei, und er stellte zugleich in der Sitzung am 27. März ein Grobkonzept für eine Alternativbebauung vor. Nach Angaben der WBG hätten das städtische Planungsamt und die "Denkmalschützer" die Genehmigungsfähigkeit signalisiert.

Irgendwann wurde dann eine "Konzeptstudie im konkurrierenden Verfahren" in Auftrag gegeben, so dass Mitte August drei Architekten - zwei aus Celle und Ivan Kozjak aus Hannover - ihre Entwürfe dem Aufsichtsrat vorstellen konnten. Vorgabe war dabei, dass Doppel-, Reihen- oder Kettenhäuser unter anderem mit hohem Wohnwert, niedrigen Baukosten in flächensparender Bauweise errichtet werden sollten. "Die Merkmale des Zeilen-Charakters sollen aus städtebaulicher Sicht und aus Respekt vor der dahinter stehenden Idee des Architekten Otto Haesler zwingen erhalten bleiben," hieß es und so waren den Unterlagen auch Beispiele beigegeben, wie Haesler Anfang der 30er Jahre Einzelhäuser plante.

Vorgestellt wurde der Presse dann nur der Entwurf von Kozjak, für den sich Aufsichtsrat und Geschäftsführung nach Angaben Haacks einstimmig entschieden hätten. Er sieht 14 voll ausgebaute und 16 "wachsende Bauwerke" vor, die schlüsselfertig etwa zwischen 150.000 und 165.000 Euro kosten sollen, inklusive 270 bis 370 Quadratmeter großes Grundstück, erläuterte WBG-Geschäftsführer Siegfried Hildebrandt.

Die derzeit dort befindlichen 65 Mietwohnungen seien etwa zu zwei Drittel schon leer. Nach der Aufsichtsratssitzung hätten die übrigen Mieter die Kündigung bekommen. Einige hätten einen neunmonatigen Kündigungsschutz, so dass der Abriss spätestens danach im Mai 2003 beginnen könne - vielleicht aber auch schon vorher, meinte Hil-debrandt nach der positiven Erfahrungen mit den Mietern am Rauterbergweg.
Natürlich müsse dann noch die Abrissgenehmigung beantragt werden, so Haack. Er gehe aber davon aus, dass man diese ohne Probleme bekomme, da ja das Celler und das Lüneburger Denkmalschutzamt ihnen schon einmal bestätigt hätten, dass das Blumläger Feld insgesamt wirtschaftlich nicht haltbar sei. Daran könne sich doch in vier Jahren nichts geändert haben, meinte Haack.

Dann wolle man ein bis zwei Musterhäuser bauen, und nach und nach - Haack schätzte nach zwei Jahren - würden dann alle 30 Häuser fertig. Das sei ein Auftragsvolumen von 3,5 bis 4,0 Millionen Euro für die hiesige Bauwirtschaft.
Nachdem jetzt der Grundsatzbeschluss gefallen sei, könne man nun an die Detailplanungen gehen. Und dann könne man das Projekt auch öffentlich einmal vorstellen. Hildebrandt ging davon aus, dass man den Bewohnern der Siedlung im Frühherbst oder Oktober die Pläne im "Waschhaus" am Galgenberg zeigen könnte.

Haack hatte im Juni als Gast einer Versammlung der "otto haesler initiative" gesagt, dass dies bestimmt etwas sehr schönes werde, ohne dass er damals konkret werden konnte. In der Pressekonferenz bekräftigte er diese Aussage nun auch angesichts der vorgelegten Pläne. Erste Reaktionen der damaligen Zuhörer aus der Initiative lassen dagegen erkennen, dass diese die Pläne eher für eine Katastrophe halten, die für den Denkmalschutz ein Schlag in das Gesicht seien.